Es sind die neuen IT-Applikationen, die den Zugang zu Informationen erleichtern und die flexible Nutzung der Mobilitätsangebote und deren Kombination ermöglichen. Immer mehr Menschen haben die Fahrplanauskunft mit ihrem Smartphone in der Hosentasche oder planen ihre Wege über elektronische Kanäle wie Apps – abhängig von Ziel, Wetter, Verkehrslage und Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln. Sie recherchieren Fahrten und Strecken, buchen Tickets und bringen sich zeitnah über die Verkehrssituation auf den neuesten Stand. Informationen sollten daher idealerweise aktuell und individualisiert bereitgestellt werden sowie jederzeit und überall verfügbar sein. Die Grundlage dafür ist, dass Daten zu den Standorten von Fahrzeugen und Personen sowie zu Tarifen und Routenauskünften miteinander verknüpft werden.
MODERNER FAHRGAST-SERVICE BEDEUTET UNMITTELBARE KUNDENINFORMATION
Der saarVV hat sich den Herausforderungen der Digitalisierung gestellt und beschäftigt sich mit den Entwicklungen und Chancen, die sie für die Fahrgäste bietet.
Wichtig ist dabei die Etablierung digitaler Plattformen, um einen intelligenten und einfachen Zugang zu Service- und Mobilitätsleistungen zu eröffnen. Dabei sind der Kontakt zum Fahrgast und der verantwortungsvolle Umgang mit den Kundendaten entscheidend.
Ein Ziel dieses Prozesses der Digitalisierung in einer „Mobilität 4.0“ ist es, eine höhere Flexibilität für die Fahrgäste zu ermöglichen. Durch die Nutzerdaten kann eine bessere Steuerung der Kapazität eng an der Nachfrage gewährleistet werden, bspw. durch angepasste Tarifmodelle. Zusätzlich ist eine optimierte Auslastung von vorhandenen Verkehrsangeboten umsetzbar. Im ländlichen Raum mit dünner Besiedlung ermöglichen digitale Anwendungen den Einsatz von flexibleren Bedienformen. Durch die Digitalisierung bieten sich Chancen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. So könnte in Zukunft nicht ausschließlich die Erbringung der Verkehrsleistung die Dienstleistung des ÖPNV sein, sondern auch der Zugang zu Serviceleistungen und die Vernetzung mit anderen Branchen. Dabei können sich neue, gesetzliche Rahmenbedingungen ergeben, die nicht mehr den aktuellen Genehmigungserfordernissen nach dem Personenbeförderungsgesetz und den etablierten Verkehrsformen entsprechen.
Digital gestützte Mobilitäts-Dienstleistungen erhöhen den Komfort, die Individualität und die Flexibilität bei der Nutzung von Bus & Bahn
Die Nachfrage der Fahrgäste nach digitalen Vertriebsangeboten im saarVV wurde durch die Corona-Pandemie deutlich verstärkt. Hinzu kommt die wachsende Anforderung durch die Fahrgäste, einen möglichst einfachen Zugang zu papierlosen Tickets zu erhalten. Der saarVV ist hier gut aufgestellt: Nach der Etablierung des eTickets wurde der Online-Abo-Shop und das HandyTicket-System eingeführt und als integraler Bestandteil der Auskunfts-App modernisiert sowie sinnvoll erweitert. Maßnahmen im Zuge der Digitalisierung und digitalen Vernetzung erhöhte die Innovationskraft des ÖPNV im Saarland deutlich.
Die Einführung von bargeldlosen Bezahlsystemen in den Fahrzeugen, an den Automaten und im Vorverkauf mit Anerkennung von EC- und Kreditkarte sowie Apple- und Google-Pay im saarVV wird zusätzliche Erleichterung bringen. Das gilt auch für die Ergänzung der HandyTicket-Zahlarten um die Angebote von PayPal, Apple-Pay und Google-Pay.
Die Umsetzung erfordert die Aufrüstung bzw. Neubeschaffung von Systemkomponenten. Dazu gehören:
- Die Aufrüstung von Fahrzeugrechnern zu einem elektronischen Verkaufsterminal, inklusive der Anerkennung von EC- und Kreditkarten sowie Apple- oder Google-Pay zum Erwerb von Tickets beim Busfahrer.
- Die Ausstattung von Automaten mit einer Leseeinheit für eTicket-fähige NFC (Near Filed Communication)-Karten zur Nutzung der Bezahlarten POB und WEB sowie zur kontaktlosen Aktualisierung von Abo-Karten über eine Aktionsliste.
- Die Erweiterung der Zahlarten beim HandyTicket um PayPal, Apple-Pay und Google-Pay, um die Attraktivität dieses Verkaufskanals zu steigern. Bei den Vertriebsangeboten wird durch diese nächsten Schritte in der Digitalisierung im saarVV eine Optimierung erzielt und die Servicequalität für Kundinnen und Kunden deutlich gesteigert. Die neuen Bezahloptionen erhöhen die Nutzerfreundlichkeit für unterschiedliche Zielgruppen. Eine gezielte Ansprache von potentiellen Neukundinnen und Neukunden fördert eine Nutzung digitaler Angebote im saarVV.
Bei den Vertriebsangeboten wird durch diese nächsten Schritte in der Digitalisierung im saarVV eine Optimierung erzielt und die Servicequalität für Kundinnen und Kunden deutlich gesteigert. Die neuen Bezahloptionen erhöhen die Nutzerfreundlichkeit für unterschiedliche Zielgruppen. Eine gezielte Ansprache von potentiellen Neukundinnen und Neukunden fördert eine Nutzung digitaler Angebote im saarVV.
Initialisierung des Kompetenzcenters Digitalisierung KCD
Gemeinsam mit dem Saarländischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz und dem Zweckverband Personennahverkehr Saarland (ZPS) hat die SNS GmbH ein „Kompetenzcenter Digitalisierung im Öffentlichen Personennahverkehr“ (KCD) eingerichtet. Damit wird eine Forderung aus dem Kooperations- und Dienstleistungsvertrag (KDV) erfüllt. Das KCD bündelt die Zuständigkeiten in den Bereichen elektronisches Ticketing, Fahrgastinformation und Datenmanagement im Saarland. Es unterstützt Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger bei der Entwicklung von zukunftsweisenden Lösungen im Bereich der Digitalisierung. Zudem trägt das KCD durch Beratungs- und Projektmanagement-Leistungen zur Umsetzung der im Verkehrsentwicklungsplan ÖPNV Saarland (VEP ÖPNV) verankerten Strategien und Maßnahmen bei. Das Saarland folgt damit der Empfehlung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zur Förderung der digitalen Vernetzung im Verkehrsbereich und entwickelt die Strukturen und Angebote im saarländischen ÖPNV in Richtung einer noch stärker kundenorientierten Dienstleistung weiter. Das Land finanziert die Projekte bis 2024 bis zu einer maximalen Gesamtsumme von 4,9 Millionen Euro.
Das KCD legt den Schwerpunkt auf die Umsetzung von Projekten im Bereich
- des elektronischen Ticketings,
- des elektronischen Fahrgeldmanagements,
- der Datenbereitstellung und Datenorganisation,
- der Weiterentwicklung der digitalen Fahrgastinformation.
Die Innovationspotenziale der Digitalisierung eröffnen für den ÖPNV neue Chancen, um den bestehenden und zukünftigen Mobilitätsanforderungen durch einen kundenorientierteren ÖPNV besser gerecht zu werden.
Motics: Mehr Sicherheit und Komfort durch bezahlte Tickets als dynamischen QR-Code
Die eTicket Service GmbH des VDV entwickelte den „Mobile Ticketing Crypto Service“, kurz: Motics, damit mobile Endgeräte wie Smartphone oder Smartwatch als gleichwertige sichere Medien genutzt werden können. Der Service stellt eine Verbindung zwischen den bestehenden Sicherheitssystemen von eTicket Deutschland und dem Smartphone des Fahrgastes her. Der VDV-Barcode wird durch ein dynamisches Sicherheitselement ergänzt und ist dadurch nicht kopierbar. Dabei handelt es sich um einen Zeitstempel, der sich im Intervall einiger Sekunden erneuert. Wird das Ticket dann kopiert und verschickt, bleibt das dynamische Element stehen und aktualisiert sich nicht mehr. Die Sicherheitstechnologie ist unabhängig von Endgerätehersteller, Betriebssystemanbieter und Mobilfunkanbieter. Für den saarVV bedeutet das, dass bereits bestehende Apps wie Saarfahrplan oder DB Navigator Tickets als dynamischen QR-Code ausgeben. Das erhöht die Sicherheit bei Kauf und Kontrolle. Zur Umsetzung von Motics wurden und werden Anpassungen in den Apps, den HandyTicket ausgebenden Hintergrundsystemen und in den Kontrollterminals der Verkehrsunternehmen und des saarVV durchgeführt.
Produkt- und Kontrollmodul (PKM): einheitliche Datenstruktur für Vertriebs- und Kontrollgeräte im saarVV
Durch die Einführung eines Produkt- und Kontrollmodul – kurz: PKM – im saarVV wird sichergestellt, dass an allen Vertriebs- und Kontrollgeräten eine einheitliche Datenstruktur verfügbar ist. Diese sind so in der Lage, Tarife beispielsweise an Fahrkartenautomaten einheitlich abzubilden. Ändert sich etwas am Tarif, müssen nicht alle Automaten, Busdrucker und Kontrollgeräte manuell aktualisiert werden. Stattdessen wird das betreffende Produkt- und Kontrollmodul einfach ausgetauscht. Die Tarifversorgung wird über ein zentrales System der SNS GmbH erfolgen. Der Vorteil für den Kunden ist, dass er an allen Vertriebsgeräten im saarVV ein einheitliches Angebot vorfindet. Bei der Kontrolle von elektronischen Tickets gibt es keine Probleme durch falsche oder zeitverzögerte Datenversorgung mehr. Ebenso wird durch das PKM die Grundlage für eine verbundübergreifende Tarifauskunft geschaffen. Die Nutzung des Tarifservers der VDV ermöglicht eine deutschlandweite Tarifinformation.